Riesenkrach - auch nochmals in der katholischen Kirche St. Kilian

"Riesenkrach um Martin Luther" - ein Bericht von Dr. med. Josef Bernhard Lutz

Vor nahezu vollem Gotteshaus in St.Kilian Alt - Böckingen wurde das Musical der Kirchenmusikerin, Frau Bettina Astfalk-Lehmann, am Sonntag, 15. Oktober 2017 inszeniert. Im ökumenischen Sinne fanden sich Mitwirkende aus verschiedenen Glaubensgemeinschaften von Böckingen. Der Kinderchor begeisterte sehr, und auch die Gemeinde durfte vorab eingeschulte Refrains mitsingen. Dargeboten wurde ein Umriss von  Luthers Leben und Wirken.

Die geschichtlichen Wirren um die Reformation wurden schauspielerisch dargestellt und von Streichmusikern mit Schlagzeug untermalt und dem Kinderchor überwiegend aus der Böckinger Grundschule begleitet. Im Umriss gezeichnet wurde der Augustiner Mönch Martin Luther, Professor und Dr. der Theologie, seine Reformationsbemühungen nach seiner Romreise gegen den "Ablasshandel" besonders durch den Ablassprediger, Johann Tetzel: "Wenn das Geld im Kasten drinnen klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt!", das Anschlagen der 95 Thesen an die Kirchentüre der Schlosskirche von Wittenberg  am 31.Oktober 1517 als Augustiner Mönch, die Sanktionierung der Ablassmethode durch Papst Leo X. als Gipfel weit zurückliegender Unstimmigkeiten zwischen Kirche und Fürsten; die Bannbulle im Reichstag zu Worms vor dem gesamten Fürstenstand und die Exkommunikation (Ausschluss)  aus der römisch-katholischen Kirche, da er nicht seine Thesen widerrufen hat: " Als schwacher Mann steh ich allein - als armer Mönch, vor euch ganz klein. – Und würde es mein Letztes sein: - Ich halte stand, ich stehe ein.“ – reimt als Gesangsvers Frau Bettina Astfalk-Lehmann die überlieferten Worte :  

„  ..mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen". 

Kaiser Karl V. verhängte im Wormser Edikt die Reichsacht über ihn am 26. Mai 1521. Aus politischem Kalkül bot Friedrich III., Friedrich der Weise von Sachsen, dem "vogelfreien" Martin Luther inkognito als „Junker Jörg“ auf der Wartburg von Eisenach Asyl. Dort übersetzte er in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen sinngemäß in die später gültige Deutsche Sprache. Seine Reformationsschriften und die Deutsche Bibel fanden rasch Verbreitung im Reiche dank der Guttenbergschen Buchdruckerkunst.

(Die weiterführende Geschichte mit der Heirat der ehemaligen Nonne, Katharina von Bora, ihren gemeinsamen sechs Kindern, die entstandene Unruhe im Staate und die Bauernkriege konnten im einstündigen Stück nicht mehr dargestellt werden.)

Die Kirchenbesucher belohnten ihre Begeisterung mit lang anhaltendem Beifall. Besonderen Beifall galt den Kindern, die aus lautem Herzen und mit viel Freude Ihre hellen Stimmen erhoben und das Publikum in Bann hielten, die verschiedenen Darsteller des  Martin Luther, Tetzel, des Kaisers und Karl V. sowie den Solisten u.a. auch den beiden jungen Geschichts-Referenten.     

Eine freiwillige Spende honorierte zudem die Auslagen für die historischen Gewänder. Ein gelungener, ökumenischer, überkonfessioneller Ausklang  fand  statt im neuen Gemeindehaus und Kindergarten der katholischen  Kirchengemeinde St. Kilian in Alt-Böckingen. Eine solche Aufführung anlässlich des 500 jährigen Reformationsjubiläums - intoniert und gereimt von Frau Bettina Astfalk-Lehmann - könnte wiederholt große Begeisterung auslösen.                                                                       

26.03.2017: Riesenkrach um Martin Luther - Kindermusical im Familiengottesdienst

Mit einem Riesenkrach ging's los! Was war geschehen? Da war doch glatt ein Zeitreisender gelandet auf dem Dach neben der Kirche und gab vor, aus dem 16. Jahrhundert hier angekommen zu sein. "Ein feste Burg" habe er gehört und wollte mal nachsehen, was in der Kirche los ist, denn dieses Lied von Martin Luther kannte er und es sollte sich zeigen, dass Peregrinus - so der Name des Zeitreisenden - sich bestens auskannte mit dem, was damals geschehen war vor 500 Jahren, mit Martin Luther. Ein weiterer Riesenkrach war zu erleben, als er die Geschichte erzählte, wie Luther ohne Warnung durch Internet oder Smartphone in ein schweres Unwetter kam und in höchster Not verspach, Mönch zu werden. Man konnte miterleben, welche Not ihm auch danach noch das eigene Versagen machte, als er schon Mönch und als Theologieprofessor längst Fachmann in Fragen des Glaubens geworden war und wie er schließlich durchdrang und Gnade, Glaube und die Heilige Schrift als Gaben und Geschenke Gottes erkennen konnte.

Doch seine Erkenntnis musste sich kurz darauf an dem stoßen, was er da an Machenschaften erlebte: Tetzel ging durch die Kirche und verkaufte bei den Gottesdienstbesuchern Ablassbriefe. "Ein Fall für den Mülleimer" schimpfte Luther und hängte, "poch, poch, poch" mit einem weiteren Riesenkrach die 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche - der Krach und Aufruhr danach war aber noch viel größer. Denn jetzt kam die ganze Sache vor den Kaiser, und er sollte alles widerrufen. Doch Luther bleibt mutig beim Nein. Es wurde berichtet, wie Luther die Bibel übersetzte und festgestellt, wie wichtig dieses Buch auch für uns heute ist. Dann musste sich Peregrinus wieder verabschieden. Weg von den 95 Thesen wurde er aufgeklärt, dass er für seine Zeimaschine mit Super-95 ganz gut beraten wäre, wenn er jetzt wieder zurückkehren wollte...

Bei einigen Liedern des Musicals war auch die Gemeinde eingeladen, mitszusingen, auch, sich mit Ablasskäufen und mit "Widerrufe"-Tumult am Geschehen zu beteiligen, wo viele gerne mitgemacht haben. - Ein denkwürdiger Gottesdienst, der sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Alle Texte, Reime, Musik und viele szenische Ideen stammten von Bettina Astfalk-Lehmann selbst. Wieder einmal wurde sie bei Requisiten und Kostümen unterstützt von Diakon Stefan Buck, der darüber hinaus auch den Gottesdienst leitete.